Ich hatte das Glück, dass mich das Schicksal dazu zwang, meinen Beruf von Grund auf zu erlernen. Wie weit auch immer du dich später in höhere Sphären begibst, du hast solide Wurzeln. Diese höheren Sphären konnte ich zu Beginn natürlich nicht erahnen, wenngleich ich sie schon damals andeutete, wenn ich auf die Frage, was für mich gute Architektur sei, antwortete: „Wenn man spürt, dass das Haus ein Geheimnis hat.“
Das Bauen war für mich also Vorbereitung für mein eigentliches Interessengebiet, das Entwerfen. Zu wissen, wie man zwei Backsteine vermauert, wie die Mörtelfuge zu sein hat, was geschieht, wenn ein Regentropfen auf ein Ziegeldach oder eine Hausfassade fällt, ist keine schlechte Grundlage. Es lehrt dich auch zu verstehen, wie wichtig Unternehmer sind. Dein schönster Entwurf nützt dir nichts, wenn du nicht die geeigneten Handwerker hast, die den Entwurf in seiner Essenz verstehen und das Know-how haben, um diesen umzusetzen. Das hat natürlich mit dem Anspruchslevel zu tun. Ist dieser hoch, wird die Suche nach geeigneten Unternehmern leider immer schwieriger. Beispiel Telecab: Ihr tragendes Element ist Glas. Wir haben die ganze Schweiz abgeklappert, bis wir auf Walter Lips stiessen, der nicht gleich von zusätzlichen Stützen sprach, sondern sagte, „das ist machbar“.
Verzeichnis Bauten
Beispiele auf dieser Website
Um-Neubau GBK-Filiale Arosa
1961 bei Otto Glaus Arch. BSA/SIA, Zürich
Beitrag Imesch:
Entwurf, Um-Neubau-Projektpläne, Baueingabe, Werkpläne Rohbau, Werkpläne Innenausbau, Ausschreibungen, Offertprüfungen, Auftragsvergaben, Bauleitung, Kostenkontrolle, Bauabrechnung
Die Aufgabe war echt spannend. Das Gebäude durchlebte eine komplette Metamorphose. Und dies sozusagen bei lebendigem Leibe, denn der Betrieb musste weitergehen. Während da Fassaden abgerissen, dort frisch gegossene Betonteile geschliffen wurden und die Banker ihre Stühlchen und Kässeli dauernd herumzügelten, galt es auch das Wetter im Auge zu behalten – damals war Schneefall im Juni (Arosa liegt 1800 m ü. M.) keine Seltenheit. Es erfüllte mich mit Genugtuung, dass das Ganze wie geplant in weniger als einem Jahr und ohne Unfall über die Bühne lief und die Kosten nicht überschritten wurden.
Forschungslabor INSERM Clermont Ferrand
1965 bei Roland Mendelsohn Arch. DPLG, Paris
Beitrag Imesch:
Entwurf, Projektpläne, Werkpläne Rohbau, Werkpläne Medien, Werkpläne Innenausbau, Material- und Farbkonzept
Was mir an den Franzosen wirklich gefiel, ist eine gewisse Grandezza im Umgang miteinander. Wenn sie dich mit „Monsieur l’architecte“ vorstellten oder ansprachen, war das nicht ironisch gemeint, sondern Ausdruck einer echten Wertschätzung und Anerkennung. Irgendwie hatten sie eine natürliche Art, sich gegenseitig zu tolerieren und zu respektieren. Der Professor, der vom Staat mit der Leitung des neuen Labors beauftragt wurde, bekam Tränen, als er den Entwurf sah. Oder Mendelsohn, dem ich ja den Entwurf einfach hinschmiss und nach London zog, sagte mir, als ich ihn ein Jahr später besuchte: „Imesch, ich muss Ihnen etwas zeigen, das Ihnen Freude machen wird“ – und er brachte einen Stapel Fotos … mit dem Labor im Bau.
Nebenstehendes Bild: Google Street-View 2016