Im Laufe der Zeit, als mein Weltbild langsam Gestalt annahm, begann ich diese Gestalt Matrix zu nennen. Weil die Gestalt meiner Wahrnehmung nach eine Struktur ist. Eine Struktur ohne äussere Grenzen und deshalb ohne fassbare Form. Sie ist gestaltlos und in alle Richtungen von unendlicher Dimension.
Am besten steigt man in die Matrix durch die Vorstellung eines unendlich grossen Raumes. In ihm ist Nacht. Es ist der Raum des Unbewussten. Wenn unsere Augen sich etwas an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkennen wir einzelne Punkte. Beim genaueren Hinschauen werden es immer mehr. Wir können ihnen Namen geben. Und wir beobachten, dass sie in vielfältigster Weise miteinander verbunden und irgendwie in Bewegung sind. Die Matrix ist energetisch geladen.
Wir wissen nicht, wie die Matrix entstanden ist. Woher ihre Energie kommt. Wir wissen nicht, ob sie sich aus sich selbst gebaut hat oder ob da eine Art Architekt war, der sie gebastelt hat. Wir wissen auch nicht, wozu sie eigentlich da ist. Was wir wissen – oder um das nicht zu verallgemeinern, was ich behaupte –, ist, dass wir Teil dieser Matrix sind. Die Matrix kann sich materialisieren.
Wir können solche Materialisierungen sehen, wenn wir zum Beispiel die Sterne am Nachthimmel betrachten. Oder die gesamte Natur um uns. Und nun sind wir Menschen auch Teil dieser Natur, allerdings mit einer Sonderausstattung: der Erkenntnis- und Bewusstseinsfähigkeit. Aus welcher Laune heraus die Matrix das so konstelliert hat, ist ebenfalls eine unergründliche Unbekannte. Aber ich meine, dass es gar nicht so wichtig ist, die Antwort auf das Warum zu bekommen. Viel wichtiger scheint mir, dass wir Menschen lernen, mit dieser Sonderausstattung umzugehen.
Meinem Verständnis nach hat die Matrix diese Erkenntnis- und Bewusstseinsfähigkeit nicht. Sie ist einfach. Es mag da von Dämonen und Engeln wimmeln, die Matrix unterscheidet Gut und Schlecht nicht, sie hat keine moralische Dimension. Sie hat auch keine Absichten oder irgendwelche Präferenzen. Das offensichtliche Schlamassel auf der Erde ist nicht durch die Matrix verursacht. Es ist Spiegel davon, wie weit die Menschheit mit ihrer Erkenntnis- und Bewusstseinsfähigkeit gekommen ist. Sollte eines Tages das Paradies auf Erden realisiert sein, darf sich die Menschheit sagen, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.
Hans Ulrich Imesch, am 23.04.2017
Verzeichnis Lehre & Forschung CGJI
Beispiele auf dieser Website
Workshop Seelenhaus
Es geht um das Haus, in dem sich deine/Ihre Seele wohlfühlt. Wie das aussieht, weiss nur sie, deine/Ihre Seele. Also muss man sie befragen. Und Material bereitstellen, um das, was sie sagt, festzuhalten, zu fassen, darzustellen.
Die Teilnehmenden des Workshops Seelenhaus sind in der Regel keine Architekten. Aber sie produzieren Entwürfe von höchster architektonischer Qualität. Ich bin jedes Mal tief beeindruckt. Und sollte ich noch den Wunsch haben, etwas zu bauen, so wäre es in der Rolle als Begleiter des Entwerfers eines solchen Seelenhauses bei dessen konkreter Realisierung.
Workshop Teamwork
Es ist anspruchsvoll. Mein Ansatz verlangt eine Bereitschaft, die Masken abzulegen. Es geht nicht um den Griff in die Unterhosen. Die Maske ablegen heisst, das übliche Rollenverständnis und die angewöhnten Utensilien, um dieses zu erfüllen, ausser Acht zu lassen.
Der Workshop Teamwork kennt verschiedene Levels. Ein Team wird immer besser und effizienter, je mehr Levels es durchläuft. Voraussetzung ist, dass die Erkenntnisse konkret umgesetzt werden. Es kann sein, dass sich ein Mauerblümchen als treibende Kraft entpuppt. Es kann sein, dass Sand im Getriebe geortet wird. Beides erfordert das Ergreifen von Massnahmen.
Mein Ansatz zum Workshop Teamwork ist unüblich. Und deshalb eine Bereicherung. Er verlangt vom Team Vertrauen. Das Team muss nicht verstehen, es muss Vertrauen haben, dass dieser unübliche Ansatz was bringt, und es muss gewillt sein, mitzumachen. Durch das Mitmachen wird es erfahren, ob sich das Vertrauen gelohnt hat.
Workshop Farben
Es geht nicht um den intellektuellen Approach und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Farbtheorien. Es geht darum, mittels Farben mit der Seele zu kommunizieren, ihrer Befindlichkeit nachzufühlen.
Als Medium benutzen wir leicht flüssige Fingerfarben, als Grundlage dient ein grosses weisses Papier. Es wird kein Thema vorgegeben. Den Einstieg bildet das Einrichten des „Arbeitsplatzes“. Es ist ein Akt des Übergangs. Es fallen noch ein paar Worte, doch es wird allmählich ruhiger, die Teilnehmenden sammeln sich, konzentrieren sich auf sich. Dieses „rite d’entree“ wird abgeschlossen mit fünf Minuten dasitzen, Augen schliessen, zur Ruhe kommen.
Am Schluss sitzen die Teilnehmenden vor ihren „Bildern“ und lassen in aller Stille das Geschehen für sich Revue passieren. Es wird nicht gesprochen. Es wird nichts besprochen. Es ist ein „rite de sortie“, das Gelegenheit gibt, das Erfahrene gefühlsmässig auf den Punkt zu bringen. Es ist vor allem diese Erfahrung, die mitgenommen wird. Die Teilnehmenden dürfen aber auch ihre Werke behalten.
Workshop Sehschule
Es geht nicht darum, gesagt zu bekommen, wie man sehen soll. Es geht darum, sehen zu lernen, was man sieht. Das heisst, es geht darum, sich ein Stück weit bewusst zu werden, wie man ein äusseres Objekt wahrnimmt und warum man es so wahrnimmt.
Als Medium benutzen wir Fotoapparate. Hätten wir etwas mehr Zeit, könnten wir auch zeichnen. Es ist kein Thema vorgegeben. Die Teilnehmenden geben ihre Bilder ab mit einem Plus oder Minus versehen. Plus für schön, wertvoll, Minus für problematisch, hässlich.
Bei der Besprechung zeigen sich Präferenzen bezüglich Sujet und die Gründe der Wertung. Die Sujets sind oft gleich. Bei den Wertungen gibt es interessante Unterschiede. Zum Beispiel wird das Bild einer Abfallsammelstelle, in deren Hintergrund ein Kruzifix steht, von den einen als schön, von anderen als hässlich gesehen. Erstere finden es toll, weil der Abfall ordentlich gesammelt wird, letztere stören sich, weil sie den Ort als unwirtlich empfinden.
In der praktischen Anwendung geht es darum, neben dem Schönen auch das zu erkennen, was stört, um daran Änderungen vorzunehmen.
Workshop Elemente
In diesem Workshop geht es um die Annäherung an das symbolische Denken. Jeder Mensch hat, im realen wie auch im übertragenen Sinn, Feuer, Erde, Luft, Wasser in sich. In aller Regel ist eines der Elemente dominant, während andere weniger zum Zuge kommen. Man spricht ja dann auch vom feurigen Typ, vom Phlegma, vom Luftibus, vom Sentimentalen. Der Workshop Elemente hat zum Ziel, den Teilnehmenden ihre persönliche Konstellation bewusster zu machen, und auch, was sie bedeutet im Zusammenhang mit Begegnungen mit anderen Konstellationen.
Als Medium dient uns die Begegnung mit den Elementen selbst. Wir machen ein Feuer, heben einen Stein, vergessen das Atmen, nehmen ein Bad. Dabei spüren wir Eigenschaften der Elemente und fragen uns, wie sie symbolisch zu verstehen sind und was die praktischen Auswirkungen sind.
Beispiele: Wenn ich die Eigenschaften eines Lagerfeuers habe, werden die Menschen um mich sich wohlfühlen. Wenn ich die Eigenschaften eines nimmersatten Waldbrandes habe, werden die Menschen vor mir flüchten und sie werden mich bekämpfen. Wenn ich die Eigenschaften eines soliden Bodens habe, werden die Menschen auf mir bauen. Wenn ich mit meinem ganzen Gewicht auf ein Haus falle, bewirke ich eine Katastrophe. Wenn ich zu Höhenflügen ansetze, kann das bei den Menschen um mich deren Horizont erweitern. Wenn ich nur meine Unfassbarkeit lebe, werde ich das Vertrauen der Menschen um mich verlieren. Wenn ich mich in die Wüste ergiesse, wird sie blühen. Wenn ich mich zu Hagel verdichte, werde ich ganze Ernten zerstören.
Workshop Sahara
Fotos Reiseteilnehmerinnen
Bei der Anstellung der offenbar für mich massgeschneiderten Stelle als Leiter der Amtsstelle für Reklameanlagen (1986) stellte ich doch eine Bedingung: Ich wollte deswegen meine tiefenpsychologische Praxis in der Mühle Tiefenbrunnen nicht aufgeben. Meinem Wunsch wurde entsprochen, mein Pensum auf dem Amt wurde auf 80 Prozent festgelegt. So blieben mir der Freitag, Samstag und Sonntag für die Treffen und Gespräche mit meinen Klientinnen und Klienten.
Nun geschah es, dass immer mehr Menschen sich nach meinen spirituellen Erfahrungen erkundigten, die ich bei meinen Aufenthalten in der Sahara machen konnte (Siedlungsentwürfe und Forschungsarbeit im Rahmen meiner Lehrtätigkeit an der ETH von 1975 bis 1980). Das Interesse dieser Menschen brachte mich auf die Idee, anstatt darüber zu reden, mit ihnen hinzufahren, sodass sie ihre eigenen Erfahrungen machen konnten. So entwarf ich das Konzept „Saharareisen zur meditativ-kontemplativen Selbsterfahrung“.
Die Reisen fanden in dem Gebiet der Sahara statt, das ich so gut wie meine Hosentasche kannte (Forschungsgebiet Timimoun). Es gab eine Frühlingsreise und eine Herbstreise sowie einen Weihnachts- und einen Neujahrsaufenthalt. Bei den Reisen wanderten wir zwei Wochen durch die Wüste, bei den Aufenthalten blieben wir eine Woche an einem gleichen Ort. Da das praktisch unbesiedelte Gebiet (50’000 Bewohner) in etwa die Grösse der Schweiz hat, legte ich für jede Reise eine neue Route aus. Auch die Aufenthalte fanden nie zweimal am gleichen Ort statt.
Da es um individuelle Selbsterfahrung ging, skizzierte ich lediglich einen thematischen Rahmen. Jede Reise stand unter einem bestimmten Motto, zum Beispiel „Der Quelle in der Wüste begegnen“ oder „Dem Sound der Stille lauschen“. Es gab auch Tagesthemen wie „Schweigen“, „Ruhen“, „Atmen“ etc. Es ging nicht ums Bereden, es ging ums Erfahren. Natürlich begleitete ich, je nach Bedarf, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei ihrer persönlichen Ausgestaltung ihrer Erfahrungen.
Vor den Reisen traf ich die Interessentinnen und Interessenten zu einem Gespräch. Machen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, den Test. Setzen Sie sich einen Moment hin, schliessen Sie die Augen und lassen Sie, in der Annahme, dass Sie da hingehen wollen, Bilder der Wüste in sich aufsteigen. Achten Sie dabei darauf, was für Gefühle sich in Ihnen einstellen oder was für Gedanken Ihnen durch den Kopf gehen. Meine Vorgespräche hatten zum Ziel, diese auf Vorstellungen beruhenden Gefühle und Gedanken zu vertiefen, damit die Interessierten sich entscheiden konnten, ob sie das Wagnis einer solchen Reise wirklich eingehen wollen.
Das spezielle Konzept, das eigentlich ein therapeutisches war und in dem die Wüste der Therapeut war, sprach naturgemäss auch nur spezielle Menschen an. Solche, die – aus was für einem Grund auch immer – sich wirklich tiefer mit sich beschäftigen, sich umfassender kennenlernen wollten. Es gab Menschen, die kamen mehrmals mit. Und auch ein paar wenige, welche die Reise abbrechen mussten, weil sie an Grenzen kamen, die respektiert werden wollten. Die meisten erlebten die Sahara als Jungbrunnen, als „unvergessliche Erfahrung“.
Wie ich an anderem Ort bereits erwähnt habe (Lebensgeschichte 41–60, Bild 15) führten meine Erfahrungen mit diesen Reisen dazu, mir Gedanken zu machen über den Aufbau eines therapeutischen Zentrums vor Ort. Was hätte da mein Leben wohl für einen Lauf genommen? Das Vorhaben wurde jäh gestoppt. 1993 war das Jahr, als dunkelste Schatten dort unten Gestalt annahmen, mit aller Wucht einfuhren und jedem imaginierten Feind, vor allem Fremden, das „kabylische Lächeln“ (aufgeschnittene Kehlen) beibrachten.
Workshop Swamiji
Life of a Mystic
Buchgestaltung: Monika Schneider IGGZ
Text: Swani Manasa Datta
Bildmaterial: Archiv Upamaniu
Beitrag Imesch:
Buchkonzept, Inhaltsstruktur, Bildauswahl, Supervision Gestaltung
1986 bis 1993 war also in meinem Leben eine weitere intensive Phase des Learning by Doing. Auf dem Amt beging ich den Weg des Kompliziertesten, daneben arbeitete ich in meiner Praxis mit Klientinnen und Klienten und führte kleine Gruppen durch die Sahara zur meditativ-kontemplativen Selbsterfahrung. Daneben bemerkte ich, dass sich mein Äusseres zu verändern begann. Mein Look brachte es mit sich, dass mir das Etikett „Guru“ angehängt wurde.
Nun, mit meinem Jung’schen Instrumentarium hatte ich eine ziemlich solide Grundlage, um mich in all den Labyrinthen zu orientieren. Doch irgendetwas drängte in mir, flüsterte mir zu, es sei an der Zeit, einen „spirituellen Meister“ zu finden. Und darauf hatte ich eigentlich nicht die geringste Lust. Ich besprach das mit einer fleissigen Indienreisenden und sie erzählte von einem Swami, der zur Verehrung von Shiva an dessen Geburtstag ins lodernde Feuer in einer mannshohen Grube stieg. Ich glaubte ihr kein Wort und hatte Mitleid mit ihr, weil ich dachte, sie sei dabei, ihren Verstand zu verlieren.
Was ich nicht ahnte, war, dass The Matrix dabei war, mir einen Traum zusammenzubrauen, der mir nicht nur die Augen öffnen sollte, sondern mir auch den Sinn meines Verlangens nach einem spirituellen Meister offenbarte. Es war Anfang 1989 – ich war zu diesem Zeitpunkt noch nie in Indien, noch nie in einem Ashram gewesen und hatte besagten Swami noch nie gesehen –, als mir Folgendes träumte:
Ich sitze im Ganapati Ashram in Mysore Südindien inmitten einer riesigen Menschenmenge. Wir sitzen auf Teppichen am Boden, über uns ist ein Dach aus Palmwedeln, draussen verbreitet die Sonne Bruthitze. Es herrscht absolute Ruhe, doch in der Luft knistert es vor Spannung. Alle schauen wie gebannt nach vorn, denn dort lodert in der Homa Kunda ein riesiges Feuer. In der vordersten Reihe der Zuschauer sitzen die Honorablen auf Stühlen, so wie es in Indien Brauch ist. Zu meinem Erstaunen sehe ich, dass auch der Swami in dieser vordersten Reihe sitzt und keine Anstalten macht, sich zu erheben.
Ich denke, da stimmt etwas nicht. Dieses Ritual muss vollzogen werden, sonst, so mein Gefühl, passiert irgendetwas Schreckliches. Aber nichts geschieht, alle warten. Also stehe ich auf. Nicht gewollt. Aber irgendeine Kraft stellt mich auf die Beine. Und gibt mir einen Schubs, Richtung Feuer. Ich fühle, dass ich in einem völlig entrückten Zustand bin, ich gehe wie ferngesteuert und scheinbar ohne Bewusstsein, obwohl ich alles um mich haarscharf wahrnehme, durch die Menge, die mich anstarrt, aufs Feuer zu.
Ich trete an die Homa Kunda und mache den Sprung. Die Flammen steigen weit über meinen Kopf hoch und führen vor und um mich einen deliranten Tanz auf. Aber sie können mir nichts antun. Um mich ist eine Art Glocke aus Luft und ich denke, es ist also meine Aura, die mich vor den Flammen schützt.
Die Flammen fordern mich auf, sie zu berühren. Ich strecke meine Arme aus ins Zentrum der Flammen, wo eine blendend weiss glühende, magisch lebendige Feuerkugel ist. Ich fühle, wie mir etwas in die Hände gelegt wird. Ich verneige mich zum Dank und ziehe mich langsam zurück. In den Händen halte ich einen wunderbaren Kristall.
Ich gehe zum Swami, um ihm den Kristall zu geben. Aber er nimmt ihn nicht, er schaut mich glückstrahlend an und sagt mit weicher Stimme: „Der gehört dir.“